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Oliver Kahn - Es gibt lein Trost
Die 67. Minute im Endspiel der Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Brasilien (0:2) war die wohl schwrzeste in der an Hhe- und Tiefpunkten reichen Karriere des Oliver Kahn. In drei Sekunden schrumpfte der Mann, der schon vor dem Spiel mit dem Lew Jaschin-Preis als bester Torhter des Turniers ausgezeichnet worden war, vom Titanen auf die Gre eines Kreisklassen-Torhters. Er lie einen harmlosen Schuss von Rivaldo, den er normalerweise mit der Kappe hlt, abprallen - und Ronaldo staubte das Geschenk ab. Natrlich wusste der 33-Jhrige, dass er mit seinem Patzer in seinem 52. Lnderspiel Deutschland die pltzlich und unerwartet so greifbar nahe Weltmeisterschaft gekostet hatte. Gedankenverloren, weggetreten, den Blick in ein Nirgendwo gerichtet, lehnte Kahn am linken Pfosten. "Wenn wir Weltmeister werden wollen, muss Oliver Kahn wieder ber sich hinauswachsen", hatte Trainer Rudi Vller vor dem Spiel gesagt. Und der hatte selber getnt und sich damit aufgebaut: "Die Brasilianer haben drei Strmer der Extra-Klasse, aber auch die mssen mich erstmal bezwingen." Jetzt hatten sie ihm gleich zwei eingeschenkt, und bitterer noch: Das erste Tor ging klar auf seine Kappe. Auf dem schmalen Grat, auf dem er zuletzt wandelte, war er abgestrzt. Die Einerkette hatte im entscheidenden Moment versagt. "Es gibt keinen Trost", sagte Kahn, als er ber eine Stunde nach dem Abpfiff vor die Presse trat. Es war der einzige Fehler in sieben Spielen, und der wurde bitter bestraft." Parallelen zu seinem Vorgnger Harald 'Toni' Schumacher taten sich auf. Auch der hatte 1986 bei der WM in Mexiko gehalten wie ein Weltmeister, um dann im Finale gegen Argentinien (2:3) einmal daneben zu greifen. Thomas Linke, der Mannschaftskamerad aus Mnchen, war der Erste, der es nach zwei, drei Minuten wagte, sich Kahn zu nhern. Die trstende Umarmung nahm die Nummer eins mechanisch entgegen. Dann kamen Carsten Ramelow und die anderen, auch Trainer Vller. Selbst Schiedsrichter Pierluigi Collina erwies ihm seine Referenz,
denn Kahn hatte in der ersten Halbzeit wieder Weltklasse bewiesen. "Collina
ist ein guter Schiedsrichter, aber er bringt uns kein Glck", sagte
der Bayern-Keeper. "Das Europapokal-Finale gegen Kahn sa mit einem Verband auf dem Barhocker in der Mixed Zone. Er hatte sich bei einer Abwehraktion das Band im Ringfinger der rechten Hand gerissen, aber das tat ihm in diesem Augenblick nicht so weh wie die Niederlage: "Das dauert ein paar Wochen, aber das ist nicht schlimm, denn jetzt ist ja Urlaub." Als um 22.09 Uhr Ortszeit Kapitn Cafu den Weltpokal in den nchtlichen Himmel reckte und es vom Stadiondach Konfetti regnete, ging Kahn in die Kabine. Dieser 30. Juni 2002 war bitterer als jener 26. Mai vor drei Jahren, jene Nacht in Barcelona, als Bayern gegen Manchester United in der Nachspielzeit den Europapokal verspielte. Europapokalsieger kann einer wie Kahn in jedem Jahr werden, Weltmeister nicht. "So eine Chance bekommen viele nur einmal im Leben", hatte er vor dem Spiel philosophiert. Bleibt zu hoffen, dass er in vier Jahren eine zweite bekommt - so wie dieses Mal sein Bezwinger Ronaldo, der 1998 in Frankreich der groe Verlierer gewesen war. Trotzig zog der traurige Torwart dann noch Bilanz: "Ich werde jetzt nicht den Fehler machen und sagen, dass die WM Mist war. Wir haben den deutschen Fuball wieder nach oben gebracht, wir gehren wieder zu den Top-Teams auf der Welt. Das bleibt hngen, und das ist wichtig fr die nchsten Jahre." Autor: hen |
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